„Heute reißen wir der Intimität den Fußverband ab“ – Beziehungssalon

Am 25.10.25 Initiiert von Weina & Will

Worum geht’s?

Bei den Primaten ist der Mensch nicht die einzige Spezies, die Intimität braucht. Für uns ist sie nicht nur Gefühl, sondern auch eine Strategie sozialer Organisation.
Unsere engsten Verwandten – Gemeine Schimpansen und Bonobos – zeigen zwei gegensätzliche Modelle:

Schimpansen: Männliche Allianzen, Rangkämpfe, Machtdemonstrationen, bis hin zu Gewalt als Abschreckung. Konflikte sind häufig, Hierarchien klar – Dominanz und Konkurrenz stabilisieren die Gruppe.

Bonobos: Lose von weiblichen Allianzen getragen; Nähe und Lust sind die Sprache des Sozialen. Bei Spannung helfen Umarmung, Berührung, bis hin zu Sexualität – Verbundenheit statt Herrschaft.

Zwei nahe verwandte Primaten – zwei Logiken des Zusammenlebens:
Macht & Grenze vs. Intimität & Ausgleich.
Das erinnert uns: Intime Beziehungen sind kein naturgegebenes Moralgebot, sondern eine kulturelle Erfindung, die wir immer wieder neu schaffen.

Wenn ursprüngliche Intimität auf Kultur trifft

In menschlichen Gesellschaften wird dieses Begehren von Recht, Religion, Geschlechterrollen und romantischen Mythen umhüllt. Begriffe wie Ehe, Familie, Treue, Freiheit wirken stabil – doch ihre Bedeutungen wandern je nach Zeit und Gesellschaft.
Vielleicht ist die bessere Frage nicht „Was ist die richtige Beziehung?“, sondern: Welche Beziehung hilft mir, ich selbst zu sein?

Zwei Stimmen – zwei Lebensentwürfe

Ich bin Jiaqi / Will. Ich bin Chinese, mit einem fast 40 Jahre älteren deutschen Mann verheiratet, und wir leben offen.
Gleichgeschlechtlich, intergenerationell, interkulturell, offen – nicht Mainstream, klar. Aber nie ein Grund für Scham. Diese Beziehung zwingt mich, immer wieder zu fragen:

Was ist das Wesen der Liebe?
Warum sollte Ehe zwingend einer vorgegebenen gesellschaftlichen Form gehorchen?

Ich bin Weina. Ich lebe seit sieben Jahren mit einem bisexuellen deutschen Partner zusammen; wir haben ein Kind.
Mit dem Kind kamen neue Gespräche: Intimität & Freiheit, Verantwortung & Individualität – wie koexistieren, ohne einander zu verschlingen? (Weina kann hier gern ergänzen.)

Wir möchten diese Fragen in 706 Berlin gemeinsam diskutieren – nicht, um endgültige Antworten zu liefern, sondern um besser zu fragen:
Wie viele Möglichkeiten hat Intimität in der Gegenwart?

Ablauf & Infos

Datum & Uhrzeit: 25. Oktober, 19:30 Uhr (Einlass ab 19:00)

Ort: Berlin-Mitte (genaue Adresse per E-Mail nach Anmeldung)

Beitrag: 5 € / Studierende 3 €

Teilnahme: max. 15 Personen

Anmeldungslink

Gesprächsleitfragen (Auswahl)

  • Welche Modelle von Nähe kennen wir – und welche leben wir trotzdem?

  • Wie verhandeln wir Grenzen, Freiheit, Verantwortung?

  • Was lernen wir aus Schimpansen und Bonobos – metaphorisch, nicht biologistisch?

  • Welche kulturellen Schichten (Recht, Religion, Mythen) prägen unsere Erwartungen?

  • Welche Beziehungen ermöglichen unser Selbst-Sein?

Hinweis

Der Salon ist ein sicherer Raum für offene Gespräche. Unterschiedliche Erfahrungen und Lebensformen sind willkommen; Respekt ist Grundbedingung.